Didaktische Umgangsstrategien
Die nachfolgenden Umgangsstrategien sollen als Inspirationsquelle dienen, wie Sie aktuellen Herausforderungen im Umgang mit KI in Ihrer Lehre didaktisch begegnen können.
Schwerpunkt auf Prozess statt Produkt
Legen Sie in Ihrer Lehrveranstaltung den Schwerpunkt mehr auf Lern- und Schreibprozesse als auf das erwartete (End-)Produkt.
Legen Sie verstärkt Wert auf Teilleistungen Ihrer Studierenden und nicht nur auf eine einzige Prüfungsleistung (sofern rechtlich möglich).
Die Unterteilung der Aufgaben in kleinere Abschnitte verringert nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Betrugsfällen, sondern fördert auch die Erstellung qualitativ hochwertigerer Endprodukte.
Vermehrter Einsatz von Flipped Classroom als Lehrmethode
Beim "umgedrehten Klassenzimmer" (Flippped Classroom) werden Inhalte außerhalb des Unterrichts von Studierenden (selbständig) erarbeitet, während die Präsenzzeit für aktive Anwendungen, Diskussionen und vertiefendes Lernen genutzt wird. Diese Methode kann auch punktuell eingesetzt werden. Überlegen Sie, welche Aufgaben in asynchroner Form (außerhalb der Lehrveranstaltung) und welche während der Präsenzzeit erledigt werden sollen.
Beispielsweise können Sie kurze Schreibaufgaben vermehrt während Präsenzsitzungen durchführen (und ggf. mit Peer-Feedback-Prozessen kombinieren), um Täuschungsversuche mit KI zu minimieren und einen besseren Überblick über den wirklichen Lernstand Ihrer Studierenden zu erhalten.
Integration von Reflexionsprozessen
Integrieren Sie vermehrt Reflexionsaufgaben in Ihre Lehrveranstaltung.
Beispiele hierfür könnten das "Minute Paper" oder die Methode "Muddiest Point" sein.
Dokumentation von studentischen Arbeiten
Fordern Sie Ihre Studierenden auf, Arbeit und Aufgaben zu protokollieren - z.B. mit Screenshots und detaillierten Beschreibungen (ggf. inkl. Dokumentation von KI-Hilfsmitteln, wo zulässig).
Anpassung der Prüfungsmodalitäten und -aufgaben
Überdenken Sie bestehende Prüfungsmodalitäten und -aufgaben und evaluieren Sie, welche davon weiterhin sinnvoll sind.
Beispielsweise könnte ein mündliches Betreuungsgespräch oder andere alternative Formate wie Infografiken, Podcasts oder Lernvideos als Leistungsnachweis dienen. Auch Präsenzprüfungen im "Pen & Paper"-Format könnten (wieder) sinnvoll sein.
(Prüfungs-)Aufgaben mit praktischem Anwendungsbezug oder direktem Bezug zu der Lehrveranstaltung bzw. mit Fokus auf die Entwicklung individueller Standpunkte und Meinungen können hilfreich sein, um die jeweilige Eigenleistung besser beurteilen zu können.
Kommunikation von transparenten Regeln
Schaffen Sie Transparenz bezüglich des Umgangs mit der KI in Ihrer Lehrveranstaltung und definieren Sie klare und transparente Regeln für den angemessenen Einsatz dieser Tools (als Hilfsmittel) in Ihrem eigenen Unterricht.
Ein Beispiel ist das Dokument "Rules for Tools" von Prof. Christian Spannagel.
Gemeinsame Entwicklung von KI-Kompetenzen
Erarbeiten Sie sich zuerst ein eigenes Grundverständnis für das Thema KI in der Lehre (idealerweise durch Tests in Bereichen, in denen Sie selbst Expert:in sind).
Fördern Sie die zudem die (Weiter)Entwicklung von Medienkompetenz und kritischem Denken bei Ihren Studierenden.
Vermitteln Sie Ihren Studierenden die Fähigkeit, KI-Schwächen (in Ihrem Fach) zu erkennen und die Ergebnisse kritisch zu reflektieren.